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Die Tücken der Gentechnologie

Die Gentechnologie ist keine engumgrenzte Technik, sondern lässt sich in verschiedensten Gebieten anwenden. Entsprechend breit präsentiert sich das „Problemfeld“ zu dieser Thematik. Viele offene Fragen bestehen, manche sind heute zumindest teilweise beantwortet worden. Im Rahmen der BT-Reihe „Dossier Gentechnologie“ (der erste Beitrag über die Geschichte der Gentechnologie erschien am 22. Dezember 1997) wird hier ein umfassender Überblick über die „Brennpunkte“ gegeben, in welchen sich die wesentlichen Fragen zur Gentechnologie kristallisieren. Diese lassen sich im Spannungsfeld Wis-senschaft-Anwendung-Gesellschaft anordnen, wie dies untenstehend geschehen ist.

Das derzeit ebenfalls heiss diskutierte Thema „Klonen“ findet hier keine Beachtung. Klonen gehört zur Fortpflanzungstechnologie und nicht zur Gentechnologie. Beide Technologien sind aber insofern verwandt, dass Klonierungstechniken bei der Reproduktion gentechnisch veränderter Organismen eine Rolle spielen, beispielsweise wenn es darum geht, Tiere, die Medikamente herstellen können, zu „vervielfältigen“. Über alle hier vorgestellten „Brennpunkte“ wird das BT im Rahmen der Reihe „Dossier Gentechnologie“ bis zur Abstimmung über die Gen-Schutz-Initiative am 7. Juni dieses Jahres ausführlich berichten.

Der Eingriff in die Gene

In der öffentlichen Diskussion ist oft unklar, was mit „Gentechnologie" überhaupt gemeint ist. Es bietet sich an, diesen Begriff möglichst breit  zu fassen. Gentechnologie reicht demnach von der praxisorientierten  Forschung über die tatsächliche Herstellung genetisch veränderter  Organismen bis hin zur Anwendung von Genen in der Medizin oder  „genetische Diagnostik“ (die etwa zum Aufbau von Gen-Datenbanken  führen kann). Die Objekte dieses gentechnischen Eingriffs sind potentiell alle Lebewesen, sowie Viren. Die eigentlichen Haustiere der Gen-Forscher sind Mikroorganismen wie das Bakterium E. Coli oder Hefepilze. Gentechnische Eingriffe in diese gelten als akzeptiert und deren kommerzieller Einsatz in Bioreaktoren ist heute gang und gäbe. Als problematisch wird hingegen die Freisetzung von transgenen Mikroorganismen oder Viren angesehen. Gentechnisch veränderte Pflanzen sollen künftig eine wichtige Rolle einnehmen: Als Rohstoff neuer Nahrungsmittel und Gebrauchsstoffewie Medikamente und Baumaterialien. Man überlegt sich auch, mittels transgener Pflanzen unwirkliche Lebensräume wie Wüsten wieder urbar zu machen. Die ökologischen Folgen der Freisetzung und der aus den Pflanzen hergestellte „Gen-Food“ werden kritisch diskutiert. Transgene Tiere spielen bereits heute in der Grundlagenforschung wie in der Medizin eine bedeutende Rolle. Man erhofft sich aber auch, solche Tiere künftig als Produzenten von Medikamenten (in der Milch oder im Blut) oder als Lieferanten von Organen einsetzen zu können. Auch leistungsfähigere Nutztiere erhofft man sich. Besonders bei Tieren überlegt man sich dazu, inwieweit dies mit der Würde der Kreatur vereinbar ist. Die Anwendung der Gentechnologie beim Menschen schliesslich betrifft in erster Linie die Medizin. Diagnose wie Therapie von Krankheiten sollen verbessert werden. Man erhofft sich die Vorhersage von Krankheitsrisiken und die Heilung von Krankheiten wie Krebs oder Aids. Der Nutzen der Therapie und die Risiken der Diagnose sind dabei Themen der Diskussion.

Brennpunkt: Was bedeuten Gene?

Heute ist die Rede vom „Schwulen-Gen“ oder vom „Aggressions-Gen“. Ist das Schicksal des Menschen in seinen Genen festgeschrieben? Was bedeuten diese „genetische Sichtweise“ für das moderne Menschenbild? Dieser Brennpunkt berührt philosophische Fragen des menschlichen Selbstverständnisses.

Brennpunkt: Forschung wofür?

Die Wissenschaftler sind fasziniert von den Erkenntnissen, welche die moderne Biologie in den letzten Jahrzehnten gewonnen hat. Doch was bringt dieses Wissen der Menschheit? Erhält sie damit eine neue Macht über die Natur, die Kontrolle über die Evolution? Ist es sinnvoll, so viel Geld in dieses Gebiet zu stecken und andere zu vernachlässigen? Dieser Brennpunkt berührt die Frage nach der Bedeutung der sogenannten Zukunftswissenschaft Gen-Forschung.

Brennpunkt: Patent auf Leben?

Kaum ein anderes wissenschaftliches Gebiet ist so stark mit der Wirtschaft verhängt, wie die Gen-Forschung. Und dass mit den Produkten der Gentechnik Geld verdient werden kann, braucht es Patente. Doch darf man „neue Lebewesen“ patentieren? Wem gehören überhaupt Gene? Stehlen Konzerne die Gene der Dritten Welt? Bei diesem Brennpunkt geht es um die Frage: Gene und Geld. Die Gen-Schutz-Initiative sagt dazu: Kein Patent auf Leben.

Brennpunkt: Würde der Kreatur

Gentechnische Eingriffe in Lebewesen müssen gemäss Bundesverfassung die „Würde der Kreatur“ achten. Heiss diskutiert wird diese Würde vor allem bei transgenen Tieren. Dürfen wir Tiere gemäss unseren Bedürfnissen genetisch verändern? Die Gen-Schutz-Initiative meint: Nein! Doch was bedeutet dies für die medizinische Forschung? Diesem Brennpunkt liegt letztlich eine Güterabwägung zugrunde: Die Bedürfnisse des Menschen gegen die Interessen von Lebewesen.

Brennpunkt: Freisetzung

Die Forscher wollen transgene Pflanzen und Bakterien in die Natur freisetzen - nicht zuletzt auch aus ökologischen Gründen (z.B. ölfressende Bakterien gegen Ölpest). Doch was bedeutet das für das ökologische Gleichgewicht? Was passiert mit der Artenvielfalt? Können sich Gene ungehemmt in einem Ökosystem ausbreiten? Hier geht es um die ökologischen Folgen einer breiten Anwendung der Gentechnologie. Die Antwort der Gen-Schutz-Initiative lautet: keine Freisetzung.

Brennpunkt: Gen-Food

Transgene Pflanzen (und wohl bald auch Tiere) sollen unseren Speisezettel ergänzen. Ja sie sollen sogar einen Beitrag zur Bekämpfung des Welthungers leisten. Doch ist Gen-Food gesund? Drohen Allergien? Ist Gen-Food nicht der falsche Ansatz zur Bekämpfung des Welthungers? Gerade Gen-Food ist heute ein heissdiskutiertes Thema und die Debatte zeigt: Gene können auf den Magen schlagen.

Brennpunkt: Gen-Medizin

Die Gentherapie ist die grosse Hoffnung der Medizin. Doch was kann sie wirklich? Liegt der Gentherapie nicht ein zu einfaches Bild von Krankheiten zugrunden? Und was passiert, wenn ein Forscher doch in die Keimbahn eingreift, um Erbkrankheiten auszumerzen? Eins ist klar, dieser Brennpunkt vereint grosse Hoffnungen und Ängste.

Brennpunkt: Gen-Datenschutz

Derzeit läuft das Projekt zur vollständigen Entschlüsselung des menschlichen Erbguts. Der Kanton Bern will eine Gen-Datenbank zur Verbrechensbekämpfung einrichten. Vielleicht gibt es bald Gen-Tests, die Versicherungen von ihren Kunden verlangen, um Risiken auszuschliessen. Oder damit Eltern unerwünschte Eigenschaften ihrer Föten früh diagnostizieren und diese bei positivem Befund abtreiben können. Hier geht es um die praktischen Auswirkungen eines „genetischen Menschenbildes“.

Brennpunkt: Gen-Gesetze

Vielfältige Probleme stellt die Gentechnologie an den Gesetzgeber: Wo endet die Forschungsfreiheit? Wer haftet bei Unfällen? Inwieweit kann man Alleingänge wagen? Gegenwart und Zukunft der Gesetzgebung im Bereich Gentechnologie sind Thema dieses Brennpunktes.

Brennpunkt: Gen-Wirtschaft

Für die Industrie ist klar: Der Versicht auf die Gentechnologie wird schlimme Folgen für die Wirtschaft und die Arbeitsplätze in der Schweiz haben. Doch werden wirklich neue Arbeitsplätze geschaffen oder nur andere ersetzt? Lohnen sich die Milliardeninvestitionen in die Gentechnologie volkswirtschaftlich. Und was bedeutet die enge Verknüpfung Wirtschaft-Wissenschaft für die Freiheit der Forschung?

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